Barometer 2009 für das Forderungsmanagement europäischer Unternehmen

Pessimistischer Ausblick in ganz Europa

Im Zuge der Finanzkrise ist bei den befragten Unternehmen aller Länder die Erwartungshaltung für 2009 zurückgegangen. Am optimistischsten geben sich die deutschen Betriebe von denen immerhin noch insgesamt 34% mit einer Umsatzsteigerung und 43% mit einer Erhöhung ihrer Rentabilität rechnen.

Relativ optimistisch zeigen sich auch die KMUs aus den anderen Ländern, die nur indirekt von der Finanzkrise getroffen wurden (Belgien, Frankreich, Italien und Portugal). Sehr viel pessimistischer sind dagegen Unternehmen in Spanien und Großbritannien. Die Immobilien- und Finanzmärkte dieser Länder wurden direkt vom Platzen der Kreditblase getroffen.

Energie- und Rohstoffpreise bereiten die größten Sorgen

Die meisten deutschen Unternehmer sind noch relativ zuversichtlich hinsichtlich der Entwicklung ihres wirtschaftlichen Umfelds auf kurze Sicht.

56% der deutschen Unternehmensleiter prognostizieren einen Anstieg der Inflation.

Wie überall in Europa besorgt die Entwicklung der Energie- und Rohstoffpreise die Unternehmensleiter am meisten.

Die Konkurrenz der Schwellenländer, allen voran China, ist dagegen nur für 15% der betroffenen deutschen Unternehmen das größte Problem. Als Reaktion auf die Konkurrenz dieser Länder, insbesondere auch die neuen EU-Mitgliedstaaten, streben die deutschen KMUs eine Verbesserung ihrer internationalen Positionierung und eine Steigerung ihrer Produktivität an, um im Gegenzug Wachstumschancen im nahen Ausland zu realisieren.

Finanzierungsbedarf bleibt konstant, Anteil von Factoring wächst

Die Mehrheit der befragten deutschen Unternehmensleiter rechnen in 2009 mit einem stabilen Finanzierungsbedarf (73%), nur noch 17% sehen einen steigenden Bedarf. Dies lässt sich auf den sinken Investitionsbedarf zurückführen, da die KMUs in 2009 mehrheitlich in Modernisierung (74%) und weniger in Wachstum (53%) investieren wollen.

Insgesamt greifen 83 % der deutschen Unternehmen auf mindestens eines der aufgeführten Finanzierungsmittel zurück (Kontoüberziehung, Skonto, Forderungsfinanzierung, Lieferantenfristen und Factoring), um ihren Finanzierungsbedarf zu decken. Dieser Anteil ist einer der höchsten in Europa neben Portugal und Italien. Die Lieferantenfristen sind mit 67% im Durchschnitt das meistgenannte Mittel, gefolgt von der Kontoüberziehung (36%) und Skonto (27%). Finanzierung und Forderungsmanagement im Rahmen von Factoring wird immer noch relativ selten genutzt (insgesamt 21%), die Tendenz ist aber steigend (in 2005: 10%, in 2007: 18%). Der generell am häufigsten genannte Grund pro Factoring sind Bonitätsinformationen zu Kunden (65%), gefolgt von Absicherung gegen Forderungsausfälle (41%) sowie Beitreibung (35%) und Finanzierung (30%) von Forderungen. Insbesondere die Aspekte Bonitätsinformation und Finanzierung haben in ihrer relativen Bedeutung in den letzen Jahren zugenommen.

Forderungsmanagement

In Deutschland greifen 87% der Klein- und Mittelbetriebe für das Forderungsmanagement auf externe Leistungserbringer zurück, wobei diese Tendenz seit 2005 steigend ist. Der Anteil nimmt mit der Unternehmensgröße zu und beträgt bei Firmen mit 500 bis 1.000 Beschäftigten 95%. Auch im Handel ist der Anteil mit 94% besonders hoch.

Wie in den meisten anderen europäischen Ländern wenden sich die deutschen Klein- und Mittelbetriebe zunächst an Anwaltskanzleien (53%). Je größer die Beschäftigtenzahl, umso stärker wird dieser Dienst in Anspruch genommen. Die deutschen Firmen wenden sich ferner an Beitreibungsgesellschaften (43%) und Kreditversicherungsgesellschaften (34%).

29% der Klein- und Mittelbetriebe haben sich bei einer Auskunftei angemeldet. Factoring nimmt seit 2005 stetig zu und wird für das Forderungsmanagement von 10% aller befragten Unternehmen genutzt. Mit diesem Wert liegt Deutschland mittlerweile im europäischen Mittel.

Unbezahlte Forderungen

Der Anteil der deutschen KMUs, die Forderungsausfälle registrieren, geht seit 2005 (96%) deutlich zurück und lag 2008 bei 82%. Die unbezahlten Forderungen, die sich 2006 auf 1,2% des Umsatzes und 2007 auf 0,9% beliefen, liegen heute im Schnitt bei 0,7%.

Zahlungsfristen

Trotz beträchtlicher Exporte in Risikoländer bleibt Deutschland das Land in Europa mit den kürzesten Zahlungsfristen. Deutsche KMUs werden im Durchschnitt innerhalb von 38 Tagen nach Rechnungsstellung bezahlt, eine weitere Verkürzung der Zahlungsfrist um 5 Tage im Vergleich zu 2007. Im Vergleich zu anderen europäischen KMUs, scheinen die deutschen KMUs ihr Forderungsmanagement nachhaltig verbessern zu können. In Spanien (78 Tage / +5 Tage), Italien (98 Tage / +4 Tage) und Portugal (112 Tage / +13 Tage) haben sich die Zahlungsfristen, die in Europa zu den längsten zählen, beispielsweise noch weiter verschlechtert. Auch Zahlungsziel und Zahlungsverzug sind mit 26, respektive 13 Tagen in Deutschland neben Großbritannien im europäischen Vergleich am kürzesten.

Die Zahlungsfristen sind in der Industrie länger (43 Tage) als im Dienstleistungssektor (39 Tage) oder Handel (30 Tage).

Beitreibung

2008 leiteten 73% der Klein- und Mittelbetriebe ein gütliches oder nicht gütliches Verfahren zur Beitreibung der Forderungen ein. Dieser Anteil hat seit einigen Jahren eine rückläufige Tendenz und lag 2005 noch bei 98%. Das Verfahren wird durchschnittlich 37 Tage nach Ablauf der Zahlungsfrist eingeleitet.

In Deutschland fakturiert man wesentlich systematischer als in den anderen europäischen Ländern. Insgesamt haben sich die Praktiken der Rechnungsstellung in Deutschland seit 2005 nicht stark geändert: Von fünf Unternehmen stellen drei Verzugszinsen in Rechnung.

Fazit

Im Vergleich zu KMUs in anderen Ländern Europa’s zeigen sich die deutschen klein- und mittelständischen Betriebe am zuversichtlichsten über ihre Zukunftsaussichten und sie sind auch in ihrem Forderungsmanagement relativ gut aufgestellt: die Zahlungsfristen sind in Deutschland nach wie vor am geringsten und der Anteil an Unternehmen, die Forderungsausfälle erleiden, ist über die letzten 4 Jahre deutlich zurückgegangen und liegt mittlerweile im europäischen Durchschnitt.

Es ist kein Zufall, dass mit dieser positiven Entwicklung auch die Bedeutung von Factoring hierzulande stetig zugenommen hat, sowohl die Unternehmensfinanzierung als auch die Absicherung und das Management von Forderungen betreffend.